Krebszellen

Ist Kollagen Pulver krebserregend?

Krebs und Kollagen: Eine heikle Verbindung

Kollagen ist ein Strukturprotein, das an vielen physiologischen Funktionen beteiligt ist. Es macht den größten Teil der extrazellulären Matrix aus und bildet ein Gerüst, das die Ernährung, Adhäsion und Differenzierung von Zellen ermöglicht. Jüngste Studien haben jedoch gezeigt, dass Kollagen eine wichtige Verbindung in einigen biochemischen und biophysikalischen Signalkaskaden sein kann, die Gewebereparaturprozesse sowie Zellteilung und -migration beeinflussen. Darüber hinaus sind diese Kaskaden von großer Bedeutung für die Entstehung und Entwicklung vieler Krebsarten. Daher gibt es immer mehr Forschungsarbeiten, die sich mit den möglichen Verbindungen zwischen Kollagen und verschiedenen Krebsarten befassen.

Im Folgenden werden wir die potenziellen Auswirkungen von Kollagenpräparaten auf die Entstehung und Entwicklung von Krebs diskutieren. 

Zellsynthese

Kollagen – Das natürliche Strukturprotein und seine zelluläre Steuerung

Die Verunsicherung rund um die Sicherheit von Nahrungsergänzungsmitteln ist groß. Um die Frage zu beantworten, ob Kollagen Pulver krebserregend ist, müssen wir zunächst die Rolle und die natürliche Herstellung von Kollagen in deinem Körper verstehen.

Die Kollagensynthese: Ein fundamentaler Bauplan deines Körpers

Kollagen ist das am häufigsten vorkommende faserförmige Protein im menschlichen Körper. Es wird hauptsächlich von spezialisierten Zellen wie Fibroblasten (im Bindegewebe), Osteoblasten (in den Knochen) und Chondrozyten (im Knorpel) hergestellt.

Vom Gen zum Protein: Wie dein Körper Kollagen herstellt

Wie bei allen Proteinen sind die Bauanweisungen für die Kollagensynthese in der DNA gespeichert (in den sogenannten Genen). Diese genetischen Informationen werden in RNA umgeschrieben, die wiederum in Proteine übersetzt wird. Diese Proteine werden dann in die Extrazelluläre Matrix (ECM) außerhalb der Zelle ausgeschüttet, um dort ihre vielfältigen Stütz- und Kommunikationsfunktionen zu erfüllen.

Regulierung des Kollagenspiegels: Das fragile Gleichgewicht der Homöostase

Dein Körper ist ein Meister der Selbstregulation. Er hält einen "normalen" Kollagenspiegel aufrecht, die sogenannte Homöostase, um die optimale Funktion aller Organe zu gewährleisten.

Synthese versus Abbau: Die Aufrechterhaltung der Homöostase

Dieses gesunde Gleichgewicht wird durch die ständige Feinabstimmung von Synthese- und Recyclingprozessen (natürlicher Abbau) aufrechterhalten. Dein Körper weiß genau, wann er Kollagen produzieren und wann er es abbauen muss.

Externe Signale und gestörte Kommunikation

Dieses "fragile Gleichgewicht" kann durch verschiedene Signalmoleküle – wie Zytokine, Hormone (z.B. Vitamin D3) oder bestimmte virale oder Tumormarker – verschoben werden. Während die normale Konzentration oft nach Beendigung der Stimulation wiederhergestellt wird, kann eine chronisch gestörte Kommunikation zu ernsten Gewebeschäden führen. Dieser Kontrollverlust der Zellkommunikation spielt auch bei der Krebsentstehung eine Rolle, ist aber fundamental verschieden von der Zufuhr reiner Nährstoffe wie Kollagen Pulver.

Wissenschaftliche STudien

Kollagen und Krebs: Die wissenschaftliche Analyse der Tumormikroumgebung

Um die Sicherheit von Kollagen Pulver beurteilen zu können, müssen wir die komplexe und oft missverstandene Rolle von nativem Kollagen und Krebs im Körper betrachten. Die Verbindung zwischen Kollagen und Tumorprogression ist keine Einbahnstraße, sondern eine wechselseitige Beziehung, bei der das Tumorgewebe die Kollagenstruktur aktiv manipuliert.

Die Manipulation der Extrazellulären Matrix (ECM) durch Tumorzellen

In zahlreichen Studien wurden die tiefgreifenden Auswirkungen der Auf- und Abregulierung von Kollagen auf verschiedene Krebsarten untersucht. Das zentrale Ergebnis: Tumorzellen sind Meister darin, ihre unmittelbare Umgebung – die Tumormikroumgebung – zu verändern, um ihr Wachstum und ihre Ausbreitung zu fördern.

Tumorzellen steigern die Hochregulierung von Kollagen (Fibrose)

Tumorzellen können die Kollagenproduktion in ihrer unmittelbaren Umgebung drastisch erhöhen. Diese Hochregulierung von Kollagen führt zur Versteifung des umgebenden Gewebes (einer Art Fibrose).

✅ Mechanismus: Diese erhöhte Steifigkeit erleichtert die Invasion und Migration von Tumorzellen [1]. Die Umgestaltung der ECM stört den normalen Gewebezusammenhalt, was die Morphologie und Migration gesunder Zellen stört.

✅ Konkretes Beispiel: Bei Brustkrebs haben Studien gezeigt, dass das Kollagen in der Brust während der Tumorinvasion zunehmend dicker, linearer und starrer wird, was die Zellmigration und damit die Metastasierung fördert. Diese Hochregulierung gilt als Risikofaktor für das Fortschreiten der Erkrankung [2]. [Image of: Diagram showing tumor cells migrating along stiff, aligned collagen fibers]

Tumorzellen treiben das Herunterregulieren von Kollagen an

Unerwarteterweise können Tumorzellen auch eine Verringerung des Kollagenspiegels bewirken. Sie erreichen dies vor allem durch die aggressive Aktivierung matrixabbauender Enzyme, wie den Metalloproteinasen (MMPs).

✅ Wirkung: Durch die Reduzierung der Kollagendichte schwächen Tumorzellen die physische Barriere des Gewebes.

✅ Folge: Dieser Kollagenabbau erleichtert die Tumorprogression und fördert die Angiogenese – die Bildung neuer Blutgefäße, ein Schlüsselprozess, den Tumorzellen zur Versorgung und Metastasierung dringend benötigen.

Krebszellen

Die entscheidende Unterscheidung – Kollagen Pulver und die Wiederherstellung der Homöostase

Wir haben gesehen, dass die Manipulation des Kollagenspiegels im Gewebe ein Mechanismus ist, den Tumorzellen nutzen, um ihre Ausbreitung zu fördern. Die Frage ist nun: Wie unterscheidet sich die Einnahme von Kollagen Pulver von dieser gefährlichen zellulären Manipulation?

Die Bedeutung der Homöostase: Die Rolle des nativen Kollagens

Die wissenschaftlichen Befunde zeigen klar, dass sowohl die Erhöhung als auch die Verringerung des nativen Kollagenspiegels in Geweben ein wichtiger Mechanismus ist, der Signalwege aktiviert, die die Tumorinvasion und Metastasierung fördern.

Die Wiederherstellung der normalen Kollagen-Expression

In-vitro-Studien haben gezeigt, dass die Wiederherstellung einer normalen Kollagenexpression (also der Versuch, die natürliche Homöostase wiederherzustellen) das Fortschreiten von Tumorfaktoren hemmen kann. Dies unterstreicht die grundlegende Bedeutung der Gewebeorganisation und des Gleichgewichts für die Aufrechterhaltung der normalen Zellfunktion. Die Störung der Homöostase durch den Tumor ist das Problem, nicht das Kollagen selbst.

Die Sicherheitsanalyse: Wie Kollagenergänzung wirklich wirkt

Die Frage "Ist Kollagen Pulver krebserregend?" kann auf Basis der aktuellen Datenlage zur Nahrungsergänzung mit "Nein" beantwortet werden. Der Unterschied liegt in der Form und der Bioverfügbarkeit.

Die Transformation im Verdauungstrakt: Von Peptid zu Baustein

Nahrungsergänzungsmittel werden hauptsächlich oral eingenommen. Der entscheidende Punkt ist: Kollagen wird im Verdauungsprozess durch Enzyme (wie Proteasen) in einfacher verdauliche Aminosäuren und Peptide (kleine Ketten) zerlegt. Das Kollagen, das du einnimmst, gelangt also nicht als große, intakte Kollagenfaser in die Tumormikroumgebung.

Kollagen Pulver als reiner Nährstoff-Baustein

Dein Körper verwendet die freigesetzten Aminosäuren und Peptide als Bausteine für alle Prozesse – von der Muskelreparatur bis zur Enzymproduktion. Die Einnahme von Kollagen Pulver stellt primär eine Zufuhr von Aminosäuren dar, die der Körper zur Unterstützung der gesamten zellulären Homöostase nutzt, nicht aber als direkten Stimulator für die pathologische Kollagenablagerung im Tumorgewebe.

Multi Kollagen

Fazit

Kollagen ist ein wichtiges Strukturprotein des Bindegewebes, und seine Regulierung in der Mikroumgebung des Tumors kann das Fortschreiten der Krebserkrankung beeinflussen. Tatsächlich kann ein erhöhter Kollagengehalt in der extrazellulären Matrix das Tumorwachstum fördern, indem er günstige Bedingungen für Krebszellen schafft, so dass sich diese leichter ausbreiten können. Einige Studien deuten darauf hin, dass die erhöhte Steifigkeit aufgrund des Überschusses an Kollagen krebsfördernde Signalwege aktivieren kann. Kollagen kann jedoch auch eine schützende Rolle spielen, indem es die Ausbreitung von Krebszellen einschränkt, wenn es eine physische Barriere bildet. Der Zusammenhang zwischen Kollagen und Krebsentstehung ist also komplex und multifaktoriell.

Die Forschung über die Auswirkungen der Einnahme von Kollagen auf Krebs ist noch begrenzt, und die genauen Mechanismen, die den zugrunde liegenden Prozessen zugrunde liegen, sind noch unbekannt. Die orale Einnahme von Kollagen scheint jedoch unbedenklich zu sein, und keine Studie hat größere Nebenwirkungen der Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln auf Kollagenbasis gezeigt. In zwei randomisierten klinischen Studien, in denen die Auswirkungen einer Kollagenergänzung auf die Gesundheit der Haut und die Hautalterung untersucht wurden, traten bei den 372 Patienten, die an diesen beiden Studien teilnahmen, keine Nebenwirkungen auf. 

Literatur

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Image credits: National Cancer Institute, Ash Hayes auf Unsplash

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